„Guatemala – zurück in die Zeiten des Bürgerkrieges?“

Diffamierungen, Einschüchterungen, Spaltung der Gemeinden, Mordversuche auf abgelegene Wohnhäuser – so verfahren die staatlichen Organe in Guatemala gegen die indigene Bevölkerung, wenn diese versucht, ihre verfassungsmäßigen Rechte durchzusetzen. Durch Großbaustellen, die den Lebensraum der Bevölkerung zerstören, sind die Mitwirkungsrechte der indigenen Bevölkerung das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Erschwerend hinzu kommt, dass für die 195 Gemeinden in der nördlichen Region, die außerdem sehr verstreut liegen, es nur zwei Polizeiautos gibt. Das erläuterte jetzt in einem Vortrag Andreas Lo Grasso von den peace brigades international, den internationalen Friedensbrigaden, bei einer Veranstaltung des „Ökumenischen Initiativkreises ‚Eine Welt‘“/Weltladen.

Im Norden Guatemalas in der Nähe zur Grenze Mexikos wird ein Wasserkraftwerk gebaut. Allerdings sind nicht die Guatemalteken die Nutznießer, sondern der benötigte Strom wird nach Mexiko verkauft. Die Dörfer bleiben nach wie vor ohne Strom. Flüsse werden einbetoniert, Lebensgrundlage für die indigenen Menschen durch Nutzung des Wasser und durch das Fischen. Der Zugang zu dem Fluss ist ihnen verboten. Das Wasser müssen sie nun von weit her transportieren. Berge werden abgetragen, die ihnen heilig sind. Obwohl die indigenen Völker ein Mitspracherecht haben, indem zuvor Abstimmungen durchgeführt werden sollten, geht die Regierung brutal gegen die Bevölkerung vor. Neben den Drohungen, Einschüchterungen und Morden werden manche auch durch Geld bestochen. Vergehen der indigenen Bevölkerung wird mit hohen Haftstrafen geahndet. Jedoch wird die Armee, durch die oft die Morde geschehen, erhalten Amnestien. Eskalationen zwischen Befürwortern und Gegnern des Kraftwerkes wurden durch die Anwesenheit von weißen Ausländern verhindert.

Unterstützt wird die guatemaltekische Regierung durch die USA und Israel. Zurzeit werden Riesenflächen des Waldes abgeholzt, um Palmölplantagen anzulegen. Deutschland hat im Koalitionsvertrag formuliert, dass der Schutz der indigenen Bevölkerung angestrebt wird.
https://pbi-guatemala.org/

Der Referent Andreas Lo Grasso hat sich sieben Jahre in Guatemala aufgehalten. Als ausländische Beobachter für die pbi, peace brigades international, haben er und andere Beobachter dafür gesorgt, dass Repressalien der Regierung nicht oder nur in geringem Maße ausgeübt werden, weil andernfalls diese Repressalien durch die Beobachter in die Welt gemeldet würden. Pbi hat Kontakte in Diplomaten- und Politikerkreise z. B. in Berlin und auch in Brüssel. Durch Veröffentlichung ihrer Beobachtungen bleiben die „Untaten“ der Regierung nicht verborgen. Die Arbeit von pbi findet in abgelegenen Regionen statt, in die große Organisationen, wie z. B. das Rote Kreuz nicht gehen.

Pressewart: Hermann-Josef Skutnik