2021 nähert sich dem Ende…
und wir möchten Ihnen/Euch über unsere Arbeit des ablaufenden Jahres berichten.
1. kurzer Kontext
Wir haben den Dezember erreicht, ein Jahr mit bedeutsamen Herausforderungen, ganz besonderen Anforderungen, Erfahrungen und Erkenntnissen, und dabei voller Enthusiasmus, dem politischen Willen und Ethik bei allem, was wir im Jahr 2021 unternommen haben. Deshalb sind wir uns selbst, unserer Familie, der Natur, unseren Ansprechpartnern und -partnerinnen, den Frauen, die sexuelle Gewalt in der Kindheit überlebt haben, den kooperierenden Organisationen, die ihre politische und wirtschaftliche Solidarität und Unterstützung für uns gezeigt haben, und natürlich auch den vielen Menschen, die mit ihren Spenden an die kooperierenden Organisationen auch in diesem zu Ende gehenden Jahr dazu beigetragen haben, dass wir arbeiten konnten. DANKE!
Die Situation in Nicaragua im Jahr 2021 war komplex: Die Covid-19-Pandemie verschärfte sich von Juli bis Oktober und führte zu einer schweren Ansteckungswelle der Bevölkerung. Die Krankenhäuser waren überlastet, zahlreiche Menschen starben, obwohl ein Teil der Bevölkerung geimpft worden war. Auch Mitarbeiterinnen von der Fundación Aguas Bravas Nicaragua (ABN) und ihre Familien waren davon betroffen, und es gab zwei Todesfälle.
ABN verfolgt eine Politik der biologischen Sicherheit für Personal und Nutzerinnen, stellt Masken und Alkohol zur Verfügung und desinfiziert die Räumlichkeiten.
Ein Wahljahr mit geringer Beteiligung und ohne Wechsel der Regierenden, die für eine neue Amtszeit wiedergewählt wurden. Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen, Kinder und Jugendliche hat zugenommen, und es gibt kaum Möglichkeiten für psychosoziale und rechtliche Betreuung.
Das Team von ABN war voll und ganz darauf vorbereitet, die für dieses Jahr geplanten Verpflichtungen zu erfüllen, was natürlich mit dem etwas stressigen Umfeld und der Tatsache einherging, dass wir das ganze Jahr über täglich damit beschäftigt waren, unseren Status als ausländische Agenten vor dem Innenministerium zu legalisieren.
Die Situation der Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Jugendliche ist leider eine Konstante im Land. 37 Frauenmorde gab es in der ersten Hälfte dieses Jahres, 57 % davon wurden von Familienmitgliedern oder Bekannten begangen. Bis einschließlich November waren es 66 Frauenmorde.
2. Aktivitäten und auf den Weg gebrachte Veränderungen
Begleitung von Betroffenen
Im Laufe des Jahres 2021 wurden 114 weibliche Überlebende sexueller Gewalt in der Kindheit individuell betreut. 78 kamen 2021. Sie veränderten ihre Selbstwahrnehmung, anerkannten ihr Recht, sich von den Folgen der erfahrenen Gewalt in der Kindheit zu befreien und frei von Gewalt zu leben. Sie nahmen Emotionen und Gefühle wahr, anerkannten die Erfahrung und die Folgen des sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit, identifizierten und benannten Täter und übernahmen die Eigenverantwortung, ihren Heilungsprozess in der Selbsthilfegruppe fortzusetzen.
Gruppenbetreuung: 39 Frauen, die sexuelle Gewalt in der Kindheit erlebt haben, nahmen an Selbsthilfegruppen teil und arbeiteten an ihrem Heilungsprozess, indem sie persönliche Reflexionen und Austausch in der Gruppe nutzen.
Das ermöglicht ihnen einen besseren Zugang zu sich selbst und größeres Vertrauen in sich selbst und ihren Körper. Sie lernen, Entscheidungen zu treffen, die ihre Gefühle in den Vordergrund stellen, Strategien zur Selbstfürsorge identifizieren und in die Praxis umsetzen, ihre Erfolge anerkennen und Lebenspläne zu visualisieren.
35 Nutzerinnen nahmen an der Körpertherapie teil, um die im Körper durch den sexuellen Missbrauch hinterlassenen Empfindungen und Gefühle zu bearbeiten.
Neun Frauen, die ihren Aufarbeitungsprozess in den vergangenen Jahren abgeschlossen haben, nehmen an einer Schulung teil, in der sie zu Begleiterinnen der Selbsthilfegruppen (Gruppen gegenseitiger Unterstützung) von Missbrauchsüberlebenden ausgebildet wurden. Auf diese Weise wird die aktive Beteiligung der Betroffenen gefördert und die Nachhaltigkeit der Unterstützungsangebote gewährleistet. Sie sind darauf vorbereitet, im nächsten Jahr die Gruppenbegleitung der Selbsthilfegruppen (GAM) mit Qualität, Wärme, Respekt und Ethik für Frauen, die sexuellen Kindesmissbrauch überlebt haben, zu unterstützen.
In den 14 Jahren der Arbeit von ABN haben wir miterlebt, welche Veränderungen die Frauen, die sexuellen Missbrauch überlebt haben, ermöglicht und entwickelt haben, und wir haben gemeinsam mit ihnen die Bedeutung des Prozesses ihrer Aufarbeitung bewertet, Wir verfügten jedoch noch nicht über ein System von Indikatoren, um ihre Genesung zu dokumentieren und sichtbar zu machen, um uns zu zeigen, in welchen Bereichen oder Aspekten ihres emotionalen Zustands ihr Heilungsprozess gestärkt wurde und welche Komponenten wir mit ihnen spezifizieren, vertiefen und reflektieren müssen, um einen nachhaltigen, ganzheitlichen Genesungsprozess zu gewährleisten.
Wir haben in diesem Jahr ein Indikatorensystem und eine Datenbank entwickelt, die den Genesungsprozess von Frauen dokumentiert, die sexuellen Missbrauch in der Kindheit erlebt haben.
3. Bildungsmaßnahmen zur Prävention von sexuellem Missbrauch.
– 9 Workshops mit 127 Teilnehmern aus zwei Einrichtungen: Fundación Monge und CAPRI.
– 6 Workshops mit 85 jungen Stipendiaten in technischer Ausbildung im Rahmen des Programms „Studentische Führungsqualitäten und Beschäftigungsfähigkeit ¨Soy Cambio¨ der Fundación Monge. 53 Frauen und 32 Männer im Alter von 16 bis 24 Jahren aus 27 Regionen, darunter Managua, Masaya und Matagalpa, nahmen teil.
– 3 Workshops mit weiblichen Führungskräften der Schutzkommission der Organisation CAPRI. Daran nahmen 42 Frauen (und 1 Mann) im Alter zwischen 20 und 65 Jahren aus 10 verschiedenen Stadtvierteln Managuas teil.
4. Allgemeine Bewertung
Die Fundation ABN ist nach wie vor ein nationaler Bezugspunkt für die Begleitung von Frauen, die sexuellen Missbrauch in der Kindheit erlebt haben. In diesem Jahr zielten unsere Aktivitäten darauf ab:
a) die qualitativ hochwertige und herzliche Betreuung für Unterstützung suchende Frauen zu gewährleisten, sowohl in der individuellen Betreuung als auch in den Gruppenprozessen und bei der Körperarbeit.
b) Ausbildungsprozesse fortsetzen, die darauf abzielen, die Prävention von sexuellem Missbrauch zu verbessern und Informationen zur Prävention von sexuellem Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen in soziale Netzwerke einzubringen.
c) Institutionelle Stärkung durch die methodische Dokumentation der Prozesse im Umgang mit Frauen, die sexuelle Gewalt in der Kindheit erlebt haben, sowie durch den Aufbau institutioneller Bezugsrahmen für die „Institutionelle Politik zum Schutz von Kindern und Jugendlichen“ und die „Politik der Gleichstellung der Geschlechter“.
Ihnen/Euch allen einen erholsamen Jahreswechsel, wir haben ihn vermutlich alle sehr nötig, und wir in Nicaragua ganz besonders, angesichts der Herausforderungen, die auch das Jahr 2022 für uns bereithält.
Auch in diesem Jahr bitten wir darum, die Arbeit von Aguas Bravas weiterhin finanziell und emotional zu unterstützen.
Wildwasser e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE351002050 00003036403
BIC: BFSWDE33BER
Konto-Nr.: 3036403
BLZ: 100 205 00
Stichwort: Aguas Bravas Nicaragua
Wir geben nicht auf und verlieren auch nicht die Zuversicht.
Herzliche Grüße vom Team der Fundación Aguas Bravas Nicaragua und
Brigitte Hauschild
Ehrenamtliche Mitarbeiterin