Auch Schüler fühlen sich fairem Handel verpflichtet

Vorbild war die Stadt: Das Berufskolleg Stift Cappel ist erste „Fairtrade-School“

Cappel – Von der „Fairtrade-Town“ Lippstadt inspiriert, gibt es bald die erste heimische „Schule des fairen Handels“: das Berufskolleg Stift Cappel. „Wir wollen alle etwas verändern, es ist nur manchmal schwer, bei sich anzufangen“, gibt Sascha Pagenkemper verschmitzt lächelnd zu. „Aber die Gerechtigkeit sollte schon vorherrschen, deshalb haben wir uns zusammen getan.“

Für die Gerechtigkeit – dazu setzten sich die Schülerinnen und Schüler in Cappel intensiv mit dem Thema „Fairer Handel“ auseinander. Sie gingen auf die Schulleitung zu, um sie vom „Fairtrade-School“-Konzept zu überzeugen.

„Schule des fairen Handels“ kann sich aber nicht jede Bildungseinrichtung nennen, wie es bei der Vorstellung des Projekts in Anwesenheit von Dieter Tometten, Superintendent des Kirchenkreises Soest, hieß. Einige Kriterien müssen im Vorfeld erfüllt sein. Zunächst muss sich ein Team, bestehend aus Schülern und Lehrern gründen – das ist im Cappeler Berufskolleg im vergangenen Dezember geschehen.

Anschließend müssen die Schüler einen so genannten Fairtrade-Kompass entwerfen, in dem geregelt ist, dass in mindestens zwei Klassenstufen in mindestens zwei unterschiedlichen Fächern das Thema „Fairer Handel“ im Unterricht behandelt wird.

Schüler müssen Konzept leben

Weiter soll der Kompass einen Nachweis beinhalten, dass fair gehandelte Produkte an der Schule verzehrt und verarbeitet werden. Des Weiteren soll einmal im Jahr eine Schulaktion etwa in Form eines Tags der offenen Tür stattfinden – die am Berufskolleg schon für den 2. Februar geplant ist.

Schließlich muss die Schulleitung eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnen. „Das ist jetzt der offizielle Startschuss für uns“, freute sich Rektorin Martina Schaub, als sie bei der Projektpräsentation ihre Unterschrift unter die Erklärung setzte. „Wir werden uns auch in Zukunft mit dem Thema auseinandersetzen, positiv wie negativ. Es gibt auch Bereiche, die man noch hinterfragen muss.“

Im Hauswirtschaftsunterricht verarbeiten die Schüler bereits seit einiger Zeit fair gehandelte Produkte, wie Hauswirtschaftslehrerin Doris Stracke sagte. „Wir probieren viel aus, die Erprobung von Speisen für unseren Aktionstag läuft auf Hochtouren.“

Schmeckt man eigentlich einen Unterschied zwischen fair gehandelten und anderen Lebensmitteln? „Oh ja“, antwortet Schüler Sebastian Käsler, „alles ist viel natürlicher, weil ohne Konservierungsstoffe produziert wird. Der Unterschied zwischen Massenproduktion und Kleinbetrieben ist deutlich.“

Doch Geschmacks-Vorteil hin, mehr Gerechtigkeit und höhere Löhne für die Erzeuger in der Dritten Welt her: Der Marktanteil fair gehandelter Produkte in Deutschland mache – anders als in Großbritannien oder der Schweiz, wo entsprechender Kaffee oder Zucker Standard sei – nicht mal ein Prozent aus, so Katharina Schulte-Repel vom Lippstädter Weltladen. – osu

Was ist eigentlich Fairtrade?

Fairtrade (dt. fairer Handel) bietet über 4,5 Millionen Menschen einen Ausweg aus der Ausbeutung durch die Globalisierung. Bauernfamilien und Plantagen-angestellte in den Entwicklungsländern leben unter dem Druck des Weltmarktes. Die Folgen reichen von Verschuldung bis zur Verelendung, weil sie nicht gerecht entlohnt werden. Seit Juni 2012 ist Lippstadt „Fairtrade Town“. Das heißt eine Vielzahl an Unternehmen, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen hier verwendet fair gehandelte Produkte und ruft seine Bürger dazu ebenfalls auf.